Stabilität in unsicheren Zeiten finden
Krisen können das Leben plötzlich auf den Kopf stellen. Ob gesellschaftliche Spannungen, wirtschaftliche Unsicherheiten oder persönliche Herausforderungen – sie bringen uns oft an unsere Grenzen. Doch wie kannst du in solchen Momenten handlungsfähig bleiben, deine mentale Gesundheit schützen und vielleicht sogar gestärkt daraus hervorgehen? Die Antwort liegt in deiner Resilienz.
Resilienz ist die innere Widerstandskraft, die es dir ermöglicht, Rückschläge und Belastungen zu bewältigen, ohne dass sie dich dauerhaft aus der Bahn werfen. Sie ist vergleichbar mit einem Immunsystem für die Psyche – flexibel, anpassungsfähig und darauf ausgerichtet, dich wieder in dein inneres Gleichgewicht zu bringen.
Was ist Resilienz?
Resilienz beschreibt die Fähigkeit, Herausforderungen zu bewältigen, ohne daran zu zerbrechen. Sie geht über das bloße „Durchhalten“ hinaus und ermöglicht es, aktiv nach Lösungen zu suchen, sich an veränderte Bedingungen anzupassen und gestärkt aus schwierigen Situationen hervorzugehen.
Das Wort „Resilienz“ stammt aus dem Lateinischen resilire, was „zurückspringen“ oder „abprallen“ bedeutet. Ursprünglich wurde der Begriff in der Materialkunde verwendet, um die Eigenschaft eines Materials zu beschreiben, nach einer Belastung wieder in seine ursprüngliche Form zurückzukehren.
Ein anschauliches Beispiel: Stell dir ein Gummiband vor, das gedehnt wird. Nach der Belastung kehrt es in seine ursprüngliche Form zurück, ohne Schaden zu nehmen. Übertragen auf den Menschen bedeutet Resilienz, nach einer belastenden Situation in sein inneres Gleichgewicht zurückzufinden und handlungsfähig zu bleiben.
Warum ist sie heute so wichtig?
Unsere Zeit ist geprägt von parallelen Krisen: Klimawandel, Energieunsicherheiten, Fachkräftemangel und gesellschaftliche Spannungen treffen gleichzeitig aufeinander und verstärken sich gegenseitig. Solche Herausforderungen erzeugen Unsicherheiten und erhöhen den Druck auf Einzelpersonen, Teams und Organisationen.
Resilienz wird dabei zu einer Schlüsselressource, denn sie hilft dir, Stress und Überforderung zu bewältigen, ohne den Überblick zu verlieren. Für Unternehmen ist sie ein strategischer Vorteil, um flexibel auf Veränderungen zu reagieren und langfristig stabil zu bleiben. Interessenvertretungen stehen hier besonders im Fokus, denn sie tragen eine wichtige Verantwortung – für sich selbst, für die Arbeitnehmer*innen und für den Dialog mit der Unternehmensführung.
Die dreifache Verantwortung von Interessenvertretung
Als Interessenvertretung trägst du eine dreifache Verantwortung: für dich selbst, für die Belegschaft und für die Zusammenarbeit mit der Unternehmensführung.
- Die Verantwortung für dich selbst
Auch Betriebsrät*innen, Schwerbehindertenvertretungen und Jugend- und Auszubildendenvertretungen sind von Krisen und Unsicherheiten betroffen.
Deine eigene Resilienz ist die Grundlage, um handlungsfähig zu bleiben. Das bedeutet,
– deine eigenen Grenzen zu kennen und zu respektieren
– deine Ressourcen zu schützen, indem du gezielt Pausen einplanst und Überlastungen vermeidest
– Strategien zu entwickeln, die dir helfen, emotional stabil zu bleiben – wie Selbstreflexion, der Austausch mit Kolleg*innen oder externe Coaching-Angebote. - Die Verantwortung für die Belegschaft
Die Beschäftigten wenden sich in Krisenzeiten mit ihren Sorgen und Ängsten an dich. Sie erwarten Orientierung, Unterstützung und Lösungen. Deine Aufgabe ist es, zuzuhören, Unsicherheiten zu reduzieren und resilienzfördernde Strukturen aufzubauen. Das kann durch Workshops zu Stressmanagement, Beratung oder klare Kommunikationsstrukturen geschehen. - Die Verantwortung für die Zusammenarbeit mit der Unternehmensführung
Als Interessenvertretung bist du das Bindeglied zwischen der Belegschaft und der Unternehmensführung. Es ist deine Aufgabe, die Bedürfnisse der Arbeitnehmer*innen mit den wirtschaftlichen Anforderungen des Unternehmens in Einklang zu bringen. Dabei gilt es, tragfähige Lösungen zu finden, die beiden Seiten Stabilität und Perspektive geben.
Diese dreifache Verantwortung ist anspruchsvoll, aber auch eine Chance, Orientierung und Halt zu geben – für dich selbst, für die Belegschaft und für das Unternehmen.

Die Sieben Säulen der Resilienz
Resilienz basiert auf verschiedenen Faktoren, die als die „sieben Säulen der Resilienz“ bezeichnet werden. Sie bieten Orientierung, wie Widerstandskraft gestärkt werden kann – individuell und kollektiv.
- Optimismus
Glaube daran, dass auch schwierige Situationen bewältigt werden können. Optimismus bedeutet nicht, Probleme zu ignorieren, sondern ihnen mit einer positiven Grundhaltung zu begegnen. - Akzeptanz
Erkenne die Realität an, auch wenn sie unangenehm ist, und konzentriere dich auf das, was du beeinflussen kannst. - Selbstwirksamkeit
Vertraue in deine Fähigkeit, aktiv Lösungen zu gestalten und Veränderungen herbeizuführen. - Problemlösungsfähigkeit
Entwickle analytische und kreative Ansätze, um Herausforderungen zu bewältigen. - Beziehungen
Pflege ein starkes Netzwerk aus Familie, Freundinnen und Kolleginnen, das dir emotionale und praktische Unterstützung bietet. - Zielorientierung
Fokussiere dich auf konkrete, erreichbare Ziele, die Struktur und Motivation geben. - Selbstwahrnehmung
Sei dir deiner eigenen Emotionen und Reaktionen bewusst und lerne, sie zu regulieren.
Diese Säulen machen deutlich, dass Resilienz nicht nur eine Eigenschaft, sondern eine Haltung ist, die durch gezielte Handlungen gestärkt werden kann.
Natascha von Morgenstern, Erschienen in Ausgabe 4 vom Navigator am 17.02.2025
Titelbild: © iStock.com/Andrii Yalanskyi
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