Weiterbildung, Qualifizierung und Zuwanderung

Der Fachkräftemangel gehört unabhängig von den Krisen in der Wirtschaft zu den größten Herausforderungen für Unternehmen und Arbeitnehmer*innen. Menschen mit Know-how werden dringend benötigt. Die Deutsche Industrie- und Handelskammer schätzte die Zahl der zu besetzenden Arbeitsplätze im letzten Quartal 2024 auf rund 2 Millionen. Eine Situation, die Deutschland nicht exklusiv betrifft. Während Japan das weltweite Ranking der suchenden Wirtschaft anführt, ist es in der EU generell das Gros der Mitgliedstaaten, das händeringend kompetente Fachkräfte sucht – allen voran die Niederlande, gefolgt von Belgien, Österreich und Deutschland.

Wie es zu diesem übergreifenden Mangel kommen konnte, hat viele verschiedene Gründe. Eine nie dagewesene rasante Entwicklung durch die Digitalisierung von Gesellschaft, Wirtschaft und ihren Prozessen sowie die damit einhergehenden Veränderungen der Arbeitsstellen und Konsumbedarfe sind neben dem demografischen Wandel nur einige markante Punkte unter vielen. Was jedoch unabhängig von allen Gründen mehr unter den Nägeln von Politik, Unternehmen und allen voran der Arbeitnehmerschaft brennt, ist die Frage, wie sich diesem Problem begegnen lässt. Auch da gibt es nicht die eine alleinige Heureka-Lösung, sondern vielmehr einzelne Optionen und Maßnahmen, die an der richtigen Stelle zur Zukunftssicherung der Jobs beitragen – Stichwort: fachliche Weiterbildung und -qualifizierung. Die BWS bietet auf die verschiedenen Bedarfe zugeschnittene Seminare von kompetenten Fachleuten (siehe den Ausschnitt im Anschluss an diesen Artikel). Gerne beraten wir euch zudem persönlich dazu, mit welchen Seminaren und Qualifikationen ihr die in den Betrieben gefragten Kompetenzen erwerben könnt.

Der Fachkräftemangel ist kein kurzfristig vorübergehendes Phänomen, sondern wächst sich vielmehr zu einer anhaltenden Belastung für die Betriebe, das wirtschaftliche Wachstum, die sozialen Systeme und die allgemeine Daseinsvorsorge aus. Nicht nur die defizitären Stellenbesetzungen in den sogenannten „Mangelberufen“ oder „Engpassberufen“ der Branchen IT, Medizin, Gesundheit, Bau, Logistik und Bildung setzen den Arbeitsmarkt unter Druck, denn sie machen nur die Spitze des Fachkräftemangels in der hiesigen Wirtschaft aus. Für akademische Arbeitskräfte aus Nicht-EU-Ländern hat man daher die „Blue Card“ entwickelt, mit deren Hilfe der Eintritt in den Arbeitsmarkt erleichtert wird. Rund 200.000 Akademiker*innen haben die „Blue Card“ für den deutschen Arbeitsmarkt seither in Anspruch genommen. Gemessen an den Zahlen des Statistischen Bundesamtes ein Erfolgsmodell: 83 Prozent der akademischen Fachkräfte leben und arbeiten auch nach fünf Jahren noch in Deutschland und sind im Besitz einer Niederlassungserlaubnis. Im Vergleich zu internationalen Student*innen in der Republik, von denen gut die Hälfte in Deutschland bleibt und arbeitet, ein deutlich höherer Wert. Beides sind wichtige Schritte auf dem Weg zur Fachkräftesicherung der Zukunft. Ausreichend sind sie nicht. Die Voraussetzung für eine nachhaltig positive Entwicklung sind gute Arbeitsbedingungen, hier sind Arbeitgeber und Politik gefordert

Zur Förderung der notwendigen Gewinnung ausländischer Fachkräfte und ihrer Integration in den Arbeitsmarkt hat das deutsche Bundesministerium für Arbeit und Soziales, kurz BMAS, weitere Maßnahmen ergriffen. „Deutschland braucht mehr wirtschaftliche Dynamik und dafür braucht es qualifizierte Fachkräfte. Damit Arbeits- und Fachkräftemangel nicht zu einer dauerhaften Wachstumsbremse werden, ziehen wir alle Register im Inland, aber wir brauchen auch qualifizierte Fachkräfteeinwanderung aus dem Ausland“, heißt es aus dem Bundesarbeitsministerium. Unter anderem hat man dort Fachkräfte aus Indien in den Fokus genommen, eine der am stärksten vertretenen Nationen der nach Deutschland zuwandernden Fachkräfte und Student*innen. „Wir bauen bürokratische Hürden ab, wir digitalisieren die Visa-Erteilung für Indien und wir sorgen dafür, dass die deutsche Sprache vermehrt in Indien vermittelt wird. Zudem verstärkt die Bundesagentur für Arbeit mit Jobmessen in Indien und durch die gezielte Beratung von indischen Studierenden in Deutschland ihre Anstrengungen. Der Zuzug indischer Fachkräfte ist schon jetzt eine Erfolgsgeschichte für unser Land und diese schreiben wir mit über 30 Maßnahmen im Rahmen der Fachkräftestrategie fort.“

Deutschlands Unternehmen und Arbeitgeber brauchen dringend fachlich qualifizierte Mitarbeiter*innen aus Deutschland und der Welt für die Zukunftsfähigkeit und -sicherung der Wirtschaft, der Betriebe, der Arbeitsplätze und der sozialen Systeme. Mit den Maßnahmen zur effektiven Arbeits- und Fachkräftezuwanderung sowie Weiterbildungen und Weiterqualifizierungen deutscher Arbeitskräfte ist man auf em richtigen Weg.

Aus: BWS-Navigator Ausgabe 4, 2025, LOTHAR WIRTZ
Foto: iStock – designer491
Zur Ausgabe